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Neumark (Ostbrandenburg)
Nachdem wir einen langen Schwenker nach Sachsen, Berlin und bis nach Afrika gemacht haben, geht es jetzt wieder nach Ostbrandenburg, in die Neumark.
Markgraf Johannes I gründete zur Sicherung des Gebietes 1257 die Stadt Landsberg
(an der Warthe). Zur Konsolidierung des Gebietes wurden Siedler ins Land gelockt.
Diese neuen Siedler kamen hauptsächlich aus dem Magdeburger Land und der Altmark
(Quelle: Neumark(Landschaft) Wikipedia)
Mit dem Aussterben der Akanier 1320 liess das Interesse Brandenburgs an der Neumark
spürbar nach. 1402 wurde die Neumark an den Deutschen Ritterorden verpfändet.
1433 wurde die Neumark von Polen und Hussiten überfallen und zahlreiche Dörfer
verwüstet und niedergebrannt.
1463 erwarb Friedrich II, brandenburgischer Kurfürst aus dem Hause Hohenzollern,
die Neumark für 40.000 Gulden.
Nach längerer Zeit der Konsolidierung des Landes führte der 30jährige Krieg
(1618-1648) erneut zu grossen Verwüstungen durch kaiserliche und schwedische
Truppen.
Erst mit der Gründung des preussischen Staates 1701 begann sich die Lage wieder zu
verbessern.
Bereits unter König Friedrich I. kam es zu einer neuen Kolonisationswelle, wobei zu
den Einwanderern auch zahlreiche reformierte Franzosen gehörten.
Viele der Siedler kamen aber aus dem preussischen Staatsgebiet und hier nicht
unwesentlich aus der Altmark/Prignitz. (von der Altmark in die Neumark)
Und so sind wohl Grawert’s nach Landsberg und Königsberg (in Ostbrandenburg!)
gekommen.
Aus der Märkischen Allgemeinen, Brandenburgüber die Kirche Sankt Kathrinen in Lenzen:
“Das älteste Kunstdenkmal ist das teilweise vergoldete und bemalte Taufbecken des Braunschweiger Meisters H.Grawert aus dem Jahre 1486”.
Das kann natürlich auch unser Vorfahr gewesen sein, wenn er denn in der Gegend geblieben ist.
Des weiteren:
Die Pastoren im Lande Staargard, bei Schwerin: Grawert, Isaac, Holzendorf 1579-1588
Hans Grawert ansässig in Bad Schönfliess,Königsberg/Neumark 1623.
.Weitere gibt es erst einige Jahre später.
1748 Königsberger Neubürger: Johann Daniel Grawert, Tuchmacher
Grawert aus Peetzig bei Königsberg/Neumark, 1750,
Christian Gottlieb Grawert, Bäcker, Königsberg/Neumark 1765,
Gottlieb Samuel Grawert, Goldarbeiter, Hauseigentümer
Richtstr. 40, Landsberg a.d.Warthe/Neumark erwähnt 1863.
Grund- und Hypothekenakte Landsberg a.d. Warthe: Kleinbürgerhaus no. 159
Besitzer 1879-1913 Gottfried Samuel Grawert
Carl Grawert war 1893 Ratsherr in Bärwalde bei Königsberg/Neumark
Ellen Grawert, Alt Drewitz bei Königsberg/Neumark ohne Datum
Martha Grawert, Witwe ist 1930 erwähnt
Manfred Grawert lebte in Warnick bei Landsberg a.d. Warthe.
Neumärkische Zeitung 1925/1926 : Vermählung mit Clara Grawert
Die beiden interessantesten Grawert’s aus der Neumark waren die miteinander verwandten Theodor Grawert sowie sein Vetter Friedrich Carl Heinrich Grawert
Beide aus dem Dorf Zellin an der Oder / Neubrandenburg. (s. bereits Berlin)
Theodor Grawert , geboren am 18.7.1858 in Zellin/Neumark kam aus einer hochmusikalischen Famile. Er und sein Bruder Hermann waren vielumworbene Musikanten. Hermann übernahm später den väterlichen Hof, während Theodor eine Karriere als Militärmusiker begann. Er war ab 1910 Armeemusikinspizient und Lehrer für Militärmusik an der Königlichen Hochschule für Musik in Berlin. Zu seinen Aufgaben gehörte es auch für Kaiser Wilhelm II “auf besonderes Geheiss” neue Kompositionen von Märschen vorzuspielen und bei den Kaisermanövern Musikcorps zu dirigieren.
Er war in der Berliner Bevölkerung sehr beliebt, da Militärmusik zu dieser Zeit eine grosse öffentliche Rolle spielte.
Seine glanzvollen Militärkonzerte, Auftritte im Zirkus Busch sowie die “Grossen Zapfenstreiche” (engl.: tattoo) unter seiner Leitung waren bis Ende der zwanziger Jahre in bester Erinnerung. Quelle u.a.: “Die Hochschule für Musik zu Berlin, Dieter Schenk2004”.
Er war bekannt für seine hervorragenden Arrangements. Vor allem bekannt sind:
Das Arrangement von Preussens Gloria (Komponist: Gottfried Piefke)
Kann man sich übrigens anhören unter : You tube Marda “Glorias Prussianas” , Chile. Spieldauer 10:56.
Beethovens fünf Märsche incl. der drei Zapfenstreiche.
“Luetzows wilde verwegene Jagd”
“Steimetz Marsch” (Carl Bratfisch)
“Infanterieregiment Grossherzog Friedrich von Baden (Karl Haefele).
Kurios: Kremer’s “Altniederländische Volkslieder, Wilhelmus von Nassau” wurden von ihm in einer instrumentalen Kurzfassung als Armeemarsch III herausgebracht.
( S. 122 Sammlung preussischer Märsche)
Er komponierte einen “Schwedischen Reitersignalmarsch”, veröffentlicht 1908 (ich habe einen Ausdruck des Notenblattes) sowie die Blasmusik “An mein deutsches Land”.
1910 zum Professor ernannt.
Theodor Grawert verstarb am 27.01.1927 in Berlin und ist auf dem Krematoriumsfriedhof in Berlin Wilmersdorf begraben, wo seine Grabstätte noch heute von der Stadt Berlin gepflegt wird.
Sein neun Jahre jüngerer Vetter (geb. 08.07.1867) Friedrich Carl Heinrich Grawert war zu seiner Zeit ein weltberühmter Flugzeug- und Schiffsmotorbauer.
Er baute das erste Flugboot der Welt. Am 17. Oktober 1910 erfolgte der Jungfernflug auf dem Tempelhofer Feld. Später kamen Wasserstarts auf dem Tegeler See und auf der Dahme bei Grünau hinzu (Zelliner Kreiskalender 1972, 20. Jg., 115-117).
Ueber Friedrich (Fritz) Grawert gibt es eine lustige Geschichte aus “Neumärkische
Heimatbilder 1936”, die es sich nachzulesen lohnt.
Friedrich Carl Heinrich Grawert verstarb am 24.August 1916 in Berlin.