Ahnenforschung Grawert

Die Gravert’s von der Kremper Marsch


Die Erschliessung der Elbmarschen wäre ohne Niederländer nicht denkbar, denn nur diese hatten im frühen Mittelalter die Technologie zur Erschliessung und Sicherung der Marschen.
Ab dem 12ten Jahrhundert wurde die Haseldorfer Marsch bedeicht und erschlossen.


Etwas später folgten die Wilster-, Seestermüher- sowie die Kremper Marsch.
Wie bereits gesagt:
Die Holländer, die die Kremper  Marsch erschlossen, sollen  aus dem “Krimpenerward” östlich von Rotterdam stammen.
Es ist bekannt, dass die Niederländer, die nach Norddeutschland zogen, über Jahrhunderte spezielle Privilegien bzgl. Sprache, Kultur und Rechtsprechung hatten. (Übrigens unter dem dänischen König, denn Schleswig Holstein war über lange Zeit weitgehend dänisches Gebiet, bis auf einige Gebiete um Eutin und Schwartau, die zum Herzogtum Oldenburg und ein paar verstreute Inseln, die zu Lübeck und Hamburg gehörten).

In dieser Zeit muss es viele Rückschläge gegeben haben, denn zwischen den Jahren 1100 und 1300 waren die durchschnittlichen Temperaturen um ca.1,5oC höher als normal. Als Folge stieg der Meeresspiegel an (daher auch die oben beschriebenen schrecklichen Fluten) bevor zwischen 1300- 1700 wieder eine kleine Eiszeit vorherrschte.
Auch unsere Vorfahren hatten schon so etwas wie “global warming” zu erleiden.

Der Bauer Guenter Gravert aus Grevenkop, dessen Familie sich auch mit Genealogie beschäftigt hat, hat mir bestätigt, dass die Graverts sicherlich aus den Niederlanden stammen, da “ohne deren Wirken im 13ten Jahrhundert in Kenntnis um Kultivierung und Wasserbau die Kremper Marsch nicht denkbar ist”.
Geschichtlich ist dies vielfach beschrieben.

Ich habe selbst das Buch “Die Bauernhöfe zwischen Elbe, Stoer und Krueckau”
von Johannes Gravert (Verlag J.J.Augustin, Glückstadt 1929) im Archiv von Itzehoe durchgeackert und dort zahlreiche Graverts gefunden.
Die hiessen aber auch  in der Stadt Wilster einmal Grewertt (Hans 1570) Grewert (Hinrich 1574) Grauwerdt  (Jakob I /1589, Gerdt 1615, Johann I /1649),Greuertt oder Grewert ( Johann 1614 und 1615, wohl die gleiche Person),Greuert (Hans 1624) .

Ein Tewes (heiratete 1630 Margareta Boye) wird  mehrfach erwähnt.
Er heisst, je nach Dokument: Grewerts,Grewert,Greuert,Grauert und Grevert und ist
wahrscheinlich der Vater von:
Michel Gravert, Chirugius in Wilster, geb. 1634 (heisst auch mal Grauert und Greuwert)
1662 Bürger, heiratete 1662 Margareta Boltens, 1669 Ratsverwandter, kaufte 1672 das Haus in der Schmiedestr. für 1,000 ml. von Margaretha Gude Johans, Kirchenhauptmann.

“Ersuchte 1704 sein Amt niederzulegen seines schwächlichen Leibes wegen". Gestorben 1705.
Eine Familie  von Hinrichs, Johanns, Jakobs und Johannes heisst dann meist Gravert, aber auch schon ‘mal Grauwer.

Graverts findet man dann in den Dörfern Altenmoor, Elskop, Grevenkop, Hohenfelde, Horst, Krempdorf, Neuenbrook, Raa-Besenbek, Rethwisch und Süderau.

Bis auf den Chirugius aus Wilster (1634 – 1705) scheinen alle Bauern zu sein und damit fest ansässig. (s.a. Werner Gragert = seit Jahrhunderten Güter auf den Elbhöhen).
Aber jüngere Söhne, die nicht erbten, mussten sicher oft den Hof verlassen.
So besteht z.B. die Möglichkeit, dass auch Graverts gen Osten gezogen sind, z.B. dass ein Sohn von Michel Gravert (Chirugius) nach Preussen ausgewandert ist und der Grossvater meines wahrscheinlichen Vorfahren Johann Joachim Grawert (geb. ca. 1710, ebenfalls Chirugius) ist.
Auch im 18ten Jahrhundert war es weitgehend noch so, dass die Gesellschaft sehr undurchlässig war und ein Sohn in der Regel den Beruf  seines Vater übernahm.
Wahrscheinlicher für meine Familie ist aber der gleich aufgezeigte Weg über Lübeck und die Altmark.

Denn von der Kremper Marsch gehen wir jetzt nur ein paar Kilometer nach Osten und kommen nach Lübeck an die Ostseeküste.